Wittenberg. Das Zentrum der Reformation

Das ernestinische Wittenberg: Universität und Stadt 1486-1547

 

Das Projekt

Seit März dieses Jahres forschen Mitarbeiter des Fachgebiets Historische Bauforschung der TU Berlin im Projekt „Ernestinisches Wittenberg: Universität und Stadt 1486-1547“.
Das an der Stiftung LEUCOREA in Wittenberg angesiedelte Projekt wird von dieser und dem Land Sachsen-Anhalt finanziert. An dem Gemein-schaftsunternehmen sind die Martin Luther-Universität Halle-Wittenberg, die Technische Universität Berlin und die Universität Leipzig mit den Fachgebieten Rechtsgeschichte (Prof. Dr. iur. Heiner Lück, zugleich Leiter des Projektes), Kunstgeschichte (Prof. Dr. Leonhard Helten), Archäologie (Prof. Dr. Hans-Georg Stephan), Bauforschung und Denkmalpflege (Prof. Dr.-Ing. Dorothée Sack) und Sächsische Landesgeschichte (Prof. Dr. Enno Bünz) beteiligt.
Die acht im Projekt forschenden Historiker, Kunsthistoriker, Archäologen und Bauforscher (von der TU Berlin Dipl.-Ing. Antonia Brauchle M.Sc., Dr. Elgin von Gaisberg) untersuchen die Auswirkungen der Residenz- und Universi-tätsgründung Friedrichs des Weisen auf die Stadt Wittenberg. An das Projekt angegliedert sind außerdem mehrere Dissertationsvorhaben, unter denen allein drei im Fachgebiet Historische Bauforschung angesiedelt sind: Dipl.-Ing. Antonia Brauchle M.Sc., Dipl.-Ing. Isabelle Frase, Tobias Horn M.A. M.Sc..

Die Themenschwerpunkte

Mit der Errichtung seiner Residenz und der 1502 erfolgten Gründung der Wittenberger Universität schuf Kurfürst Friedrich der Weise grundlegende Voraussetzungen für die Refor-mation. Die erhaltenen wie die nur durch bildliche Darstellungen, Schriftdokumente und archäologische Funde überlieferten Bauten dieser Zeit werden erstmals als eine vorrangige Quelle für die Veränderungen aufgefasst, die Wittenberg im Zuge der reformatorischen Umbrüche erlebte.
Im Projekt wird u.a. das Verhältnis von Stadt und Kirche untersucht. Dabei wird anhand von Schriftquellen das religiöse Leben vor der Reformation beleuchtet, das eng mit stadtpoli-tischen Belangen und Interessen vernetzt war.
Der Schlossbau, an dem Handwerker und Künst-ler beteiligt waren, die nun auch als Wittenberger Bürger greifbar werden, und die Aufenthalte des Kurfürsten in seiner Residenz werden vor dem Hintergrund neuer Quellenfunde erforscht.
Ein weiteres Thema ist das Verhältnis zwischen Universität und Stadt. Dabei geht es um die Universitätsgebäude, ihre Standorte, die Begleitumstände ihrer Errichtung sowie um Entwicklungen, die in der Stadt und innerhalb der Bevölkerung durch den Zuzug von Universitätsangehörigen, v.a. Studenten, eintraten.
Im Rahmen der archäologischen Forschung werden Funde von Ausgrabungen der vergangenen Jahre ausgewertet – v. a. auch im Hinblick auf die in Wittenberg gebräuchliche Baukeramik.
Die in der Bauforschung tätigen Mitarbeiter und Doktoranden beschäftigen sich zum einen mit der Erforschung der Keller in der Altstadt und deren Aussagekraft zur Stadtentwicklung, aber auch mit den Dachwerken und deren konstruktiver Veränderung im 16. Jh.. Eine weitere Untersuchung widmet sich den architekturgebundenen Werksteinen wie Sitz-nischenportalen, Tür- und Fenstergewänden. Ebenso einen Schwerpunkt der Bauforschung bildet die Auswertung der überlieferten Stadtansichten und -pläne im Vergleich zum baulichen Bestand sowie die bauhistorische und bauarchäologische Untersuchung von Einzeldenkmalen wie Bürgerhäusern, dem Rathaus, der Stadtpfarrkirche und dem Collegium Augusteum.

Erstes Kolloquium im November 2009

Die Forschungsmethoden der beteiligten Disziplinen, der bisherige Forschungsstand und erste neue Ergebnisse wurden im November 2009 auf einem Kolloquium in Wittenberg präsentiert und zur Diskussion gestellt. Die Veranstaltung im Auditorium Maximum der LEUCOREA wurde eingeführt durch den Ministerpräsidenten des Landes Sachsen-Anhalt, Prof. Dr. Wolfgang Böhmer, und den Präsidenten der Sächsischen Akademie der Wissenschaften, Prof. Dr. Pirmin Stekeler-Weithofer. Der Abendvortrag wurde von dem Berliner Historiker Prof. Dr. Heinz Schilling gehalten. Die Forschungsbeiträge wurden fächerübergreifend in den fünf Themenblöcken „Stadt und Kirche“, „Residenz und Stadt“, „Universität und Stadt“, „Archäologie und Stadtforschung“ und „Bauforschung in der Stadt“ vorgestellt. Darüber hinaus werden im Foyer der LEUCOREA Arbeitsinhalte und erste Forschungsergebnisse der beteiligten Wissen-schaftler in einer Posterausstellung präsentiert. Die Tagungsbeiträge werden im Frühjahr 2010 publiziert vorliegen.