Ephesos, Serapis-Tempel

Ephesos – Serapis-Tempel

Archäologische Bauforschung an monolithischer Architektur

Projekt: Bauforschung Ephesos – Serapistempel
Projektleitung: Prof. Dr. Thekla Schulz-Brize
Kooperationspartner: Österreichisches Archäologisches Institut
Förderung: Ephesus Foundation

Der Serapis-Tempel in Ephesos wird seit 2011 detailliert untersucht, ein Forschungsprojekt, das vom Österreichischen Archäologische Institut und der Ephesus Foundation unterstützt und finanziert wird. Insgesamt wurden bereits über 300 Bauteile in einer Datenbank inventarisiert und detailliert beschrieben, dabei ausgewählte Architekturelemente verformungsgenau nach der Methode des sog. Handaufmaßes im M 1:10 gezeichnet, ebenso die in situ befindlichen Mauern, Fußböden und Wasserkanäle des Tempels im M 1:50. Die Bauuntersuchung des Tempels führt zu zeichnerischen Rekonstruktionen, in die sämtliche Bauteile mit ihrer Inventarnummer eingetragen sind. Diese detaillierte Bauforschung ist die elementare Grundlage für die künftige Präsentation und geplante Teilanastylose der Tempelruine.

Der im 2. Jh. n. Chr. errichtete Tempel gehört zu einer großen Platzanlage, die am Nordabhang unmittelbar westlich der unteren Agora errichtet wurde. An der dem Propylon gegenüberliegenden Seite erhob sich der Tempel über einer mächtigen Freitreppe. Der Hauptraum des Tempels, die Cella nimmt eine lichte Weite von 17.24 m auf 20.18 m ein. Die Cellawände sind mit Nischen gegliedert, zu beiden Seiten der Apsis mit jeweils einer Nische und die Längswände mit jeweils sechs Nischen. Sämtliche Nischen waren mit Wasserbecken ausgestattet, die über eine Wasserleitung hinter der Rückwand gespeist wurden. Das Wasser lief innerhalb der Cella an allen vier Seiten in einem offenen Kanal um und floss unter der Türschwelle in einem geschlossenen Kanal ab. Unmittelbar hinter der Türwand der Cella führen jeweils links und rechts Stufen hinunter zu seitlichen. Die Längswände der Cella nehmen eine Tiefe einschließlich der Korridore und Nischen von insgesamt 6.10 m. Auf diese Weise erlangt die gesamte Wandkonstruktion eine Stabilität gegen den Hangschub und bietet außerdem ein tiefes Auflager für die Überdeckung der Cella. In Verlängerung der äußeren Wandschale sind die Seitenwände des Pronaos angeordnet. Die deutlich geringere Dimensionierung der Breite der Cella im Vergleich zum Pronaos ist von außen nicht sichtbar. Ebenso verborgen waren die seitlichen Korridore und die damit in Verbindung stehenden Treppenhäuser zu beiden Seiten der Apsis an der Rückseite des Tempels.

Die Vorderseite des Tempels wird durch die prostylen Säulen, die mächtige Tür und den Giebel mit den drei Erscheinungstüren betont. Der Säulen-, Tür- und Gebälkaufbau des Pronaos besteht aus monolithischen Blöcken aus weißem Marmor, der von der Insel Prokonnessos stammt. Das Mitteljoch und die beiden in der Mitte angrenzenden Joche sind erweitert. Die Ecksäulen liegen in der Flucht der Anten. Besonders viele Bauteile sind vom Gebälk und Giebel mit den drei Erscheinungsfenstern erhalten, so dass sogar die genaue Bauabfolge dieser Bauelemente rekonstruiert werden  kann, was nicht nur für die Bauforschung, sondern auch für die geplante Anastylose von großer Bedeutung ist.