Untersuchung eines griechischen Militärstützpunktes im Osten Siziliens
Projektleitung: Dr. Melanie Jonasch (DAI)
Wissenschaftliche Bearbeitung: Dr. Melanie Jonasch (Archäologie), Dipl.-Ing. Claudia Winterstein (Bauforschung)
Kooperationspartner: Deutsches Archäologisches Institut (DAI), Soprintendenza di Catania, Università degli Studi di Catania
Förderung: DAI, Fritz Thyssen Stiftung
Der Monte Turcisi von Norden (M. Jonasch)
Blick von der griechischen Festungsmauer über die Ebene von Catania zum Vulkan Ätna (C. Winterstein)
Der Monte Turcisi im Osten Siziliens erfüllt beste Bedingungen als Standort für einen militärischen Stützpunkt. Er erhebt sich bis zu einer Höhe von gut 300 Metern über die Ebene von Catania, wodurch das Umland in nahezu alle Richtungen hervorragend überblickt und kontrolliert werden kann. Daneben bieten seine steil abfallenden Hänge natürlichen Schutz vor möglichen Angriffen. Vermutlich in der ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts v. Chr. wurde auf seinem Gipfel eine kleine Festung errichtet, deren Mauern aus Kalksteinquadern in manchen Abschnitten bis zu vier Meter hoch erhalten sind.
Das Gipfelplateau des Monte Turcisi mit den Ruinen des neuzeitlichen Klosters innerhalb der griechischen Befestigungsanlage (C. Winterstein)
In Kooperation zwischen dem Deutschen Archäologischen Institut (DAI) und dem Fachgebiet Historische Bauforschung und Baudenkmalpflege wird die Anlage seit 2016 gemeinsam mit einem deutsch-italienischen Team von Studierenden erforscht. Zunächst wurden im Rahmen einer internationalen Summer School die noch sichtbaren Baureste auf dem Gipfelplateau sowie an den Hängen des Monte Turcisi vermessen und dokumentiert (ein Bericht zur Summer School ist hier zu finden). In den Jahren 2017 und 2019 konnten schließlich mit Unterstützung der Fritz Thyssen Stiftung mehrere Grabungssondagen zur Klärung verschiedener Forschungsfragen durchgeführt werden.
Dokumentation der Festungsmauer durch Studierende der TU Berlin (C. Winterstein)
Bauaufnahme in den Grabungssondagen am Vorwerk (C. Winterstein)
Dabei zeigte sich, dass die Befestigung auf dem Monte Turcisi geradezu ein Paradebeispiel antiker Wehranlagen darstellt, das gemäß den fortschreitenden Entwicklungen im Bereich der Belagerungs- und Waffentechnik angepasst worden war. Zur aktiven Verteidigung im Falle von Belagerungen diente besonders das nachträglich der Anlage hinzugefügte Vorwerk am Westabhang, das als einzigartiges Beispiel einer vorgelagerten Artillerieplattform rekonstruiert werden kann.
Wer in der Festung auf dem Monte Turcisi stationiert war, bleibt vorläufig unklar. Es ist jedoch davon auszugehen, dass die Position in der geopolitischen Strategie der Herrscher von Syrakus im 4. und 3. Jahrhundert v. Chr. eine wichtige Rolle spielte. Nach der Eroberung Siziliens durch die Römer in der zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts v. Chr. verlor die Befestigung auf dem Monte Turcisi dann ihre militärische Funktion. Erst im 17. Jahrhundert wurde der Berg wieder intensiver besiedelt, als sich eine Gruppe von Mönchen in den Ruinen der griechischen Befestigung niederließ und dort ein kleines Kloster mit Kirche und Nebengebäuden errichtete.
Publikationen:
- M. Jonasch – C. Winterstein, The Layout of a Late Classical Fortress in Eastern Sicily. The Military Outpost on Monte Turcisi (CT), in: M. Eisenberg – R. Khamisy (Hrsg.), The Art of Siege Warfare and Military Architecture from the Classical World to the Middle Ages (Oxford 2021) 11–20
- M. Jonasch – C. Winterstein – F. Ferlito, Nuove ricerche sulla fortezza greca di Monte Turcisi (CT). Rapporto preliminare, The Journal of Fasti Online. FOLD&R Italy 446, 2019, <http://www.fastionline.org/docs/FOLDER-it-2019-446.pdf>
- M. Jonasch – C. Winterstein, Monte Turcisi, Italien. Ein griechischer Militärstützpunkt in Ostsizilien, e-Forschungsberichte des DAI 2016. Faszikel 3, 87–102, <https://publications.dainst.org/journals/index.php/efb/article/view/1548>